Federbein in Stand setzen

Auch die besten Radlager, Stoßdämpfer und Domlager halten nicht ewig und geben irgendwann einmal den Geist auf. Da es sich hierbei um Verschleißteile handelt müssen die gelegentlich ersetzt werden.

Ich rate dringend von Teilen aus dem Internet ab, da ich selber die Erfahrung machen musste, dass die Teile nicht länger als max. 20.000 Km halten. Die Domlager waren schon nach ca. 10.000 Km fertig, was sich in einer etwas schwammigen Fahrweise bemerkbar machte.

Die nachfolgend beschriebenen Arbeiten sind allerdings nichts für Wochenendschrauber. Man sollte schon über eine gewisse Erfahrung und über einen gut sortierten Wergzeugkasten nebst Federspannern und Radlagerwerkzeug verfügen. Auch ist der Besitz von verschiedenen Abziehern und Drehmomentwerkzeug hilfreich damit die gelösten Verbindungen auch wieder mit dem richtigen Drehmoment festgezogen werden können.

Sollte es unter Eurer Motorhaube so wie auf dem nebenstehenden Bild aussehen sind die Domlager fertig und müssen raus. 

Wie schon geschrieben solltet Ihr euch die neuen Domlager direkt bei VW kaufen. Die kosten da zwar um die 70 Euro halten dafür aber auch wesentlich länger als die billigen für 15 Euro aus dem Internet.

Auf dem Bild seht ihr rechts die Internetlager und links die von VW.

Die VW-Ersatzteilnummer lautet: 871 412 323 A 

Wie für die Domlager gilt auch für die Radlager: Nur von VW. Die billigen aus dem Internet könnt Ihr getrost vergessen, da ihr da mehr am Schrauben seid als am Fahren. Bei 20.000 Km war Schluss bei meinen Internetradlagern.

Bei VW habt ihr sogar noch den Vorteil, dass alle benötigten Schrauben dabei sind. Fast alle Verschraubungen sind mit selbst sichernden Mutter ausgeführt und diese müssen immer  ersetzt werden.

Die VW-Ersatzteilnummer für den kompletten Satz lautet: 871 498 625 A 

Kommen wir nun zu den Arbeiten.

Als erstes muss die Achsmutter gelöst werden. Dazu bleibt das Fahrzeug auf dem Boden stehen und die Handbremse wird angezogen. Nun kann mit einer 30er Nuss, Knebel und einem langen Rohr als Hebel die Achsmutter gelöst werden. Danach werden die Radbolzen gelöst und das Fahrzeug kann aufgebockt werden. Bitte auf sicheren Stand der Unterstellböcke achten.

Nun  das Rad abnehmen und die Achsmutter ganz abdrehen.

Zusammenbau in umgedrehter Reihenfolge.

Drehmoment Räder: 110 Nm

Drehmoment Achsmutter 210 Nm 

Nun werden die beiden Schrauben des Bremssattels mit einer Knarre, kurzer Verlängerung und 15er Nuss herausgedreht.

Um den Bremssattel herunter zu ziehen kann er vorher  etwas verkantet werden damit die Bremsbacken etwas mehr Spiel zur Bremsscheibe bekommen. Bitte auch den Gummihalter des  Bremsschlauches am Federbein aushängen.

Bei dem Wiedereinbau die Bremsklötze im Bremssattel nach außen drücken.

Drehmoment der Bremssattelschrauben: 70 Nm 

Als nächstes wird die Kreuzschlitzschraube der Bremsscheibe entfernt. Diese sitzt meisten sehr fest. Um die zu lösen benötigen wir ein großen Kreuzschlitzschraubendreher mit einer durchgehenden Klinge. Der Schraubendreher wird angesetzt und nach einem kräftigen Schlag mit dem Hammer hinten auf den Schraubendreher lässt sich die Schraube lösen.

Beim Wiedereinbau der Bremsscheibe wird die Kreuzschlitzschraube nur handfest angezogen, da sie nur eine Montagehilfe darstellt um die Bremsscheibe zu fixieren und keine sicherheitsrelevante Funktion hat. 

Da das Federbein nun noch im Fahrzeug fixiert ist nehme ich nun das Abdeckblech der Bremse ab. Es muss nicht zwingend demontiert werde, aber es verschafft etwas mehr Bewegungsfreiheit.

Die Schrauben werden bei der Montage mit 10 Nm angezogen 

Als nächstes wird die Mutter des Spurstangenkopfes mit einem 17er Schlüssel  oder einer Knarre mit 17er Nuss abgeschraubt. Ich bevorzuge den Schlüssel, denn hier kann man sehen ob sich das Gelenk mitdreht oder nicht.

Meistens dreht sich das Gelenk nicht mit, das es im Sitz des Federbeines fest sitzt. Um es zu lösen benötigen wir einen Spurstangenabzieher.

Bevor ihr den ansetzt dreht bitte vorher die Mutter mit der Hand wieder auf das Gewinde drehen um es beim Ausdrücken zu schonen

Sollte sich beim Wiedereinbau des Spurstangekopfes das Gelenk mitdrehen kann man mit einem Wagenheber und einem Holzklotz von unten Druck ausüben bis sich das Gelenk im Sitz festsetzt. Nun kann die Mutter fest gezogen werden.

Drehmoment: 35 Nm 

Nun wird die Schraube des Querlenkers mit einer Knarre, kurze Verlängerung, 17er Nuss und einem 17er Schlüssel zum Gegenhalten entfernt. Um die Schraube ganz heraus zu bekommen ist ein Durchschlag nötig..

Um den Querlenker auszuhängen kann man die Aufnahme im Achsschenkel etwas aufweiten.

Nun brauchen wir ein langes Rohr oder einen langen Hebel um den Querlenker herunter zu drücken. Achtet dabei bitte auf den Bremssattel.

Der Wiedereinbau erfolgt am besten mit einer zweiten Person, welche das lange Rohr herunterdrückt, während ihr den Kugelkopf des Querlenkers in den Achsschenkel einführt.

Drehmoment der Querlenkerschraube: 50 Nm 

Jetzt ist nur noch die Domverschraubung zu lösen.

Hierfür benötigen wir einen 19er gekröpften Ringschlüssel und einen Inbusschlüssel zum gegenhalten.

Wenn sich die Schraube mit der Hand drehen lässt solltet Ihr das Federbein mit der anderen Hand festhalten, da es Euch sonst auf die Füße fallen und euch verletzen kann.

Beim Wiedereinbau das Federbein von unten in den Federbeindom einführen und von oben mit Topfscheibe und neuer Mutter verschrauben

Drehmoment der Stoßdämpfermutter: 60 Nm 

Achtet bitte auf die Topfscheibe. Bei ausgeschlagenen Domlager kann diese beschädigt sein und muss ersetzt werden.

Bild oben: Topfscheibe beschädigt.

Bild unten: Topfscheibe heile

VW-ET-Nr.: 861 412 319, nennt sich Anschlag und kostet ca. 5,00 Euro. 

Das Federbein wird nun in den Schraubstock eingespannt und die Feder wird mit zwei Federspannern zusammengedrückt bis der obere Federteller lose ist

Warnhinweis

Unbedingt auf richtigen Sitz der Federspanner achten

Wenn Ihr keine Federspanner besitzt oder euch welche leihen könnt lasst die Finger von dieser Arbeit. Es reicht nicht aus die Nutmutter herunter zu drehen, denn die Feder hat dermaßen Druck, dass ihr euch und umstehende Personen schwer verletzt!!!!!!!!  

Mit einem Nutmutterschlüssel, einem entsprechenden Ringschlüssel und einem passenden Inbusschlüssel kann nun die Nutmutter heruntergedreht werden und das kaputte Domlager abgenommen werden.

Nun das neue Domlager aufstecken und mit die Nutmutter wieder festziehen. Hierbei auf die Montagerichtung des Domlagers achten.

Danach können die Federspanner wieder entspannt werden. Hierbei ist auf den richtigen Sitz der Feder zu achten.

Soll nur das Domlager gewechselt werden kann das Federbein nun wieder eingebaut werden. Hierzu nehmt die vorher gegangenen Schritte als Anleitung.

Anmerkung:
Die Nutmutterschlüssel, welche im Internet für ca. 20 Euro angeboten werden, sind vollkommen ausreichend, da ihr die Arbeit ja nicht jeden Tag macht.

Ich rate dringend davon ab mit irgendwelchen anderen Werkzeugen die Nutmutter zu lösen zu versuchen. Dabei wird immer die Nutmutter beschädigt und muss dann ersetzt werden. Das versucht mal Samstag Nachmittag wenn der Freundliche im Wochenende ist.

Die Nutmutter nennt sich bei VW Gewindebuchse, hat die ET-Nr.: 861 412 365 A und kostet ca. 5 Euro.

Mitunter macht es Sinn auch gleich die Stoßdämpfer zu erneuern. Diese sind je nach Motorisierung unterschiedlich und kosten bei VW ab ca. 80 Euro pro Stück. Im Zubehörhandel erhält man dafür schon zwei, denn Stoßdämpfer müssen immer paarweise ausgetauscht werden.

Nehmt bitte niemals gebrauchte Stoßdämpfer. Ihr wisst nicht was ihr euch da einbaut und das Fahrverhalten eures Autos leidet darunter.

Um den Stoßdämpfer auszubauen nehmt ihr das Domlager und die Feder ab. Die Feder bitte weit weg sicher ablegen, damit sie keinen Schaden anrichten kann wenn der Federspanner seinen Dienst versagt.

Nun noch die Staubkappe vom Stoßdämpfer abziehen.

Die große Überwurfmutter löst ihr am besten mit einem Spezialschlüssel. Wenn der nicht vorhanden ist tut es auch eine große Rohrzange.

Jetzt könnt Ihr die Stoßdämpferpatrone herausziehen, evtl. ausgetretenes Öl ausgießen und die neue Stoßdämpferpatrone einsetzen.

Überwurfmutter verschrauben, Staubkappe wieder aufstecken, Feder aufsetzen, Federteller mit Domlager wieder aufstecken und mit der Nutmutter verschrauben.

Der Federbeineinbau geschieht in umgekehrter Reihenfolge der o.a. Schritte

Der Radlagerwechsel ist kein Geheimnis. Auch wenn die Radlager der Vorderachse verpresst sind.

Früher haben wir hierfür einen dicken Hammer und etwas Phantasie genommen, heute gibt es im Internet Werkzeug für kleines Geld welches erlaubt die Radlager auch im eingebauten Zustand des Federbeines zu wechseln.

Der nebenstehende Satz hat mich 24 Euro incl. Versand gekostet und ist vollkommen ausreichend.

Das Federbein wird wieder im Schraubstock eingespannt und mit zwei Demontageschrauben aus dem Radlager-Werkzeug wird die Nabe herausgezogen.

 Zur Schonung des Federbeines habe ich zwei starke Metallstreben unter die Schrauben gelegt. 

Das Radlager hält den Kräften nicht Stand und so bleibt eine Lagerschale an der Achsnabe dran. Um diese herunter zu bekommen kann man mit einem Meißel an der Kerbe die Lageschale etwas vortreiben. Bitte vorsichtig sein, denn wenn ihr zu tief mit dem Meißel kommt beschädigt ihr die Nabe.

Als zweiten Schritt nehme ich einen Abzieher, eine passende Nuss und wieder einen Metallstreifen. Nun kann die Lagerschale von der Nabe abgezogen werden. 

Auch wenn das Radlager verpresst ist, so wird es noch mit zwei Sicherungsringen gehalten. Diese müssen raus, bevor das Radlager ausgepresst werden kann.

Einer befindet sich an der Vorderseite und einer auf der Rückseite. 

Aus dem Radlagerwerkzeugsatz suchen wir uns nun den passenden Topf aus, setzen den von vorne an. Von hinten kommt eine passende Scheibe auf das Radlager und das Ganze wird mit der großen Schraube verbunden.

Nun wird die Schraube solange angezogen bis das Radlager aus dem Federbein raus ist.

Auf die Gleiche Weise wird das neue Radlager wieder eingebaut.

Zunächst wird der vordere Sicherungsring eingesetzt, dann von hinten das Radlager angesetzt und mit der Schraube in das Federbein gezogen bis es am vorderen Sicherungsring anliegt. Anschließend noch den hinteren Sicherungsring einsetzen.

Genauso wird die Nabe dann in das Radlager eingepresst.

Nun kann das Federbein, wenn es mit Stoßdämpfer und Domlager komplettiert ist, wieder eingebaut werden  

Zu den Montageanleitungen

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